Der erste Dienst und Journal Club

Bald ist es soweit und der Schrecken aller jungen Assistenzärzte kommt – Nachtdienst. Manche müssen nur für eine Nacht hin, manche bleiben 16 und andere sogar die ganze 24 Stunden in der Klinik. Das gemeinsame ist, dass man in der Abteilung alleine ist und die komplette Verantwortung trägt. Das bringt jeden ins Schwitzen.
Und für so einen Einsatz sollte man auch mental vorbereitet werden. In diesem Blog geht es aber nicht um Entspannungstechniken vor dem Dienst, sondern um die Literatur, die einen nicht im Stich lässt.

CT Buch 3Als erstes muss ich unbedingt das Buch “Notfallradiologie: … den Nachtdienst überleben” loben. Wie ich bereits erwähnt habe, sollte man da schon etwas gelesen und bereit neben dem Befundungsplatz liegen haben. Es ist auf jeden Fall eins meiner Favoriten.

Als ich angefangen habe zu arbeiten, verstand ich nicht sofort, wieso man so einen Aufstand wegen Publikationen und Journals macht. Für mich waren Journals eher eine Lektüre für grauhaarige Professoren. Es hat aber nicht lange gedaurt, bis ich den Wert von guten Artikeln zu schätzen lernte. Sie schaffen es auf wenigen Seiten, ein komplexes und wichtiges Thema verständlich zu machen. Dafür müsste man sonst schon halbes Buch lesen. Ausserdem geht es oft in die Tiefe, die kein Buch bieten kann. Ausserdem haben viele Kliniken heutzutage ein kostenlosen Online-Zugang zu den besten Journals. Wenn nicht – fragt euren Chef. Er wird positiv überrascht, wenn ihr ihn nach einem Journal fragt, und wird es euch bestimmt leihen.

000Heute geht es um Polytrauma – die Königsdisziplin in der Notfallradiologe. Die Zeitschrift „Der Radiologe“ widmete sich in der Septemberausgabe (Volume 54 Issue 9) dem Thema Polytrauma. Ich empfehle jedem, sich unbedingt die Ausgabe zu besorgen und mindestens quer zu lesen. Vor allem der Artikel „Abdominelles Polytrauma und Parenchymorgane„[1] hat mir sehr gefallen. Es wurden die wichtigste Organverletzungen systematisch besprochen. Beispielbilder halfen mir einen visuellen Eindruck zu bekommen. Praktisch, wenn man selbst z.B. noch keine Milzruptur gesehen hat.

Insgesamt kann ich euch gute Artikel in Journals sehr empfehlen. Das Problem ist nur, dass die Menge der Publikation überwältigend ist. Ich versuche in diesem Blog ab und zu Empfehlungen und Reviews zu schreiben und hoffe es bringt euch etwas weiter.

Einen ruhigen Dienst!
1 .Krestan, C. R. (2014). Abdominal polytrauma and parenchymal organs. Der Radiologe, 54(9), 880–885. doi:10.1007/s00117-013-2636-9

CTisus – Eine Fortbildung für zwischendurch

Ich habe bereits erwähnt, wie sehr ich Videofortbildungen schätze. Es ist der einfachste Weg, schnell an gut zusammengefasste Information zu kommen. Noch besser ist es, wenn die Videos kurz sind. Wenn ein Video nur 15-20 Minuten lang ist, dann passt es perfekt in meine Aufmerksamkeitsspanne. Fortbildung ohne zu ermüden – ein Traum.

Und so sind auch die Videos von den Kollegen aus dem John Hopkins Hospital. Relevant, praktisch, informativ und schön knackig. Wenn man Englisch versteht, ist es ein Muss.

CHECK OUT 

Das Schweizer Taschenmesser der Radiologie – Computertomographie

Die Auswertung und Durchführung von CT-Untersuchungen ist die Hauptaufgabe klinischer Radiologen. Spätestens im Dienst kommt es auf einen zu. Und spätestens da muss man vorbereitet sein. Subduralhämatom? Fraktur der HWS ? Hohlorganperforation? Das sind die Fragen, die eigentlich jeder Radiologe beantworten können sollte. Mit den richtigen Werkzeugen zur Hand ist aber alles halb so wild. 🙂 Also wie immer: erstmal ein Anfängerbuch.

CT Buch 1Mein Favorit ist auch hier der CT-Kursbuch von Matthias Hofer. Übersichtlich, aber ohne ausladende Passagen, wird erstmal erklärt, wie so ein CT-Gerät überhaupt funktioniert. Danach geht es, sortiert von kranial nach kaudal weiter. 🙂 Für jede CT-Schicht steht eine Abbildung und Zeichnung parat. Es wird darauf eingegangen, in welcher Reihenfolge die Untersuchung auswertet werden sollte, und auf welche „Hits“ besonderes Augenmerk gelegt werden muss. Perfekt für den Anstieg. Nebenbei wiederholt man prima Anatomie. Für das Buch braucht man zwar länger als ein Wochenende, aber ist ein sehr guter Begleiter für die ersten Befunde.

CHECK OUT

UnknownIrgendwann ist es so weit, dass man auch den ersten Befund alleine diktieren/schreiben soll. Die erste Befunde kopiert man selbstverständlich von Kollegen. Wenn aber es einmal stockt, ist dieses Buch perfekt um nachzuschauen, wie man es richtig beschreibt. „CT und MRT Normalbefunde“ von Möller et al. ist ein Standardwerk für Radiologen. Hier finden sich nicht nur ausführliche Standardbefunde, sondern auch Checklisten und Normwerte für jede Untersuchung. Auf jeden Fall ein Buch, das bei der Befundung in der Reichweite liegen sollte.

 CHECK OUT 

CT Buch 3„Notfallradiologie: … den Nachtdienst überleben“. Eigentlich hier gibt es nicht mehr zu sagen. Der Name ist Programm. Ileus, Subduralhämatom, Appendizitis, Hohlorganperforation, Mittelgesichtfraktur. Man kann schnell in diesem Buch nachlesen, welche kritischen Diagnosen man nicht verpeilen darf, bevor die telefonische Kurzbefundübergabe an den diensthabenden Kliniker erfolgt. War übrigens auch das einzige Buch, das ich in meinem ersten Dienst aufgeschlagen habe..

CHECK OUT 

Unknown„Ganzkörper-Computertomographie: Spital- und Multislice-CT“ von Prokop et al. ist der Standardwerk schlägt hin. Man wird es nicht wie ein Lehrbuch lesen können. Aber wenn es um eine konkrete Frage geht, findet man hier immer eine Antwort. Dieses Buch ist seit Jahren ein bewährtes Nachschlagwerk und man sollte es neben dem Befundungsplatz haben. Manchmal, abends, wenn mich eine Frage vom Tag noch quält, mache ich mir einen leckeren Tee, setze mich auf das Sofa und lese ein Kapitel aus diesem Buch. Radiologenidylle..

CHECK OUT 

Selbstverständlich kann man keinen ausführlichen Überblick über die gesamte Literatur in der Computertomographie in ein Blogpost quetschen. Es gibt viele sehr gute Bücher, die dieses Thema abdecken. Neurologie, Bildgebung des Magen-Darms, Lungen, Knochen.. viele große Gebiete mit sehr viel Literatur. Und hier versteckt sich auch das größte Problem. Für einen Anfänger ist es sehr schwer, einen vernünftigen Überblick zu bekommen. Was ist nun für mich jetzt relevant? Welche Literatur muss ich in Reichweite haben, um nicht zu unterzugehen? Das sind die Fragen auf die ich, aus meiner Sicht und mit minimaler praktischer Erfahrung versuche, eine Antwort zu geben. Da ich aber selbst auch ein Anfänger bin, freue ich mich über euer Feedback und interessante Vorschläge. Welche Bücher begleiten euch am CT-Arbeitsplatz?